Geschichtsverein
Sydekum
Die erste Adresse für die Geschichte von Münden
Heimat- und Geschichtsverein Sydekum zu Münden
Heimat- und Geschichtsverein
Sydekum zu Münden e.V.
Geschäftsstelle
Böttcherstr. 3
34346 Hann. Münden
Tel.: 05541 956990- besetzt nur während der
Geschäftszeit jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat
von 10.00 bis 12.00 Uhr
geschichtsverein.sydekum@t-online.de
Vor 520 Jahren:
Ausbau des Welfenschlosses
durch Herzog Erich I.
Kurzer geschichtlicher Über-
blick:
Ursprung und Alter des Schlosses
sind nicht bekannt. Ein burgarti-
ger, mittelalterlicher Vorläufer
darf aber als sicher vorausge-
setzt werden. Der Inschrift am
Eingang zum gotischen Treppen-
turm in der Nordostecke des
Schossplatzes lässt sich entneh-
men, dass Herzog Erich der
Ältere ab 1501 den nordöstlichen
Teil des Schlosses umgebaut oder
sogar neu aufgebaut hat. Nach
einem Brand am 17. März 1560
begann Herzog Erich der Jüngere
mit dem Wiederaufbau. Bis 1584
entstand der weitgehend noch heute erhaltene Bau in den die älteren, nordöstlich gelege-
nen Teile integriert wurden. Schwere Verwüstungen im 30jährigen Krieg, insbesondere am
30. Mai 1626, dem Tage der Einnahme der Stadt durch Tilly, machten das Schloss zur Hof-
haltung unbrauchbar. König Georg II. von England, zugleich Kurfürst von Hannover, befahl
anlässlich eines Besuches im Jahr 1729, das Anwesen in eine Kaserne umzubauen. Sie
konnte nach fünfeinhalbjähriger Bauzeit 1741 bezogen werden. 1757 wurde die Anlage
durch französische Truppen neuerlich verwüstet und als Kaserne unbrauchbar gemacht.
Von 1776 bis in die Mitte des 19. Jh. diente das Schloss als Kornmagazin und Speicher. Der
Südflügel brannte 1849 ab und wurde nicht mehr aufgebaut. Der Ostflügel wurde für die
Aufnahme des Amtsgerichts hergerichtet, das 1861 dort einzog und bis heute seinen Sitz
hat. Andere Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung nutzten das Schloss bis in die Zeit
nach dem zweiten Weltkrieg. Anfang der achtziger Jahre erfolgte ein weitreichender Aus-
bau zum Kulturzentrum der Stadt Münden.
Objektbeschreibung:
Das Schloss war ursprünglich wohl als nach Süden offene Drei-Flügel-Anlage konzipiert.
Es kann als frühes Beispiel der sog. Weserrenaissance betrachtet werden. Entsprechend
reich ist die Ausgestaltung der Giebel, insbesondere am Werraflügel, mit konkaven und
konvexen volutenartigen Gebilden. Ost- und Werraflügel sind zudem mit Zwerchgiebeln
in den Dächern versehen. Bemerkenswert ist das quasi als Stumpf eines nicht vollende-
ten Flügels erscheinende Treppenhaus, das statt des anderweitig durchweg noch
bevorzugten runden Treppenturms angelegt wurde. Zwei Räume der Nordost-Ecke des
Schlosses, das Gemach zum Weißen Ross und das Römergemach wurden nach dem Brand
von 1561 wahrscheinlich von niederländischen Malern ausgeschmückt. Die Wandmale-
reien zeigen eine Scheinarchitektur mit vorgetäuschten Wandnischen, in denen sich
ebenfalls vorgetäuschte Standbilder von alttestamentarischen und antiken Helden und
Heldinnen befinden. Weitere Reste der ursprünglich reichen Ausmalung befinden sich im
Schiffgemach am Ende des Werraflügels im zweiten Obergeschoss. Dargestellt ist die
Seeschlacht von Lepanto (1571).
Restaurierung:
Die Restaurierung der Renaissance-Gemächer begann 1960 und wurde 1986 abgeschlos-
sen.
Anfang der siebziger Jahre begann das Land mit der abschnittsweisen Herrichtung der
abgängigen Putzfassade einschließlich der Renaissance-Orna-mente sowie der Sanierung
der in Schiefer gedeckten Dachflächen.
Aufgrund ihres Erhaltungszustandes besonders bedeutend sind zwei übereinandergele-
gene Zimmer an der Nordostecke des Schlosses: Das sogenannte Gemach zum Weißen
Ross und das so genannte Römergemach.
Die Ausmalung dieser Gemächer ist in der Zeit für die Region einzigartig. Sie stellt
zudem zwei der bedeutendsten erhaltenen profanen Gemäldezyklen Deutschlands aus
der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts dar.
(Quellen: Welfenschloss Münden, 1987, Petzold, D. v.; Dülfer, H.-H., Kromschröder, H.)