Heimat- und Geschichtsverein
Sydekum zu Münden e.V.
Der Name verpflichtet.
Die erste Adresse für die Geschichte von Münden
Nehmen Sie Kontakt mit uns auf
+05541 956990 - besetzt nur während der Geschäftszeit jeden
2. und 4. Mittwoch im Monat von 10.00 bis 12.00 Uhr
Geschichtsverein Sydekum
Aktuelle
Veranstaltungen
und Hinweise
Damit Sie immer über die Aktivitäten des Geschichtsver-
eins Sydekum gut unterrichtet sind, abonnieren Sie
einfach unseren Informationsdienst Sydekum. Wir wür-
den uns sehr freuen, wenn wir Sie unter den
Teilnehmer*innen unserer Veranstaltungen begrüßen
könnten.
Treten Sie unserem Verein bei und lernen Sie den Altkreis
Münden und uns kennen!
Wir freuen uns auf Sie!
Ihr Geschichtsverein Sydekum
Nächstes Vorhaben
Mitgliederversammlung
am Do. 16. Februar, 20 Uhr als Präsenzveranstaltung im Rittersaal des
Welfenschlosses mit vorausgehendem Vortrag Stadtarchivar Stefan Schä-
fer „Der Natermannturm - Geschichte und Zukunft eines Industriedenk-
mals“ um 19 Uhr.
Geschichtliches
zum Rathaus
Aktuelles Vorhaben
Gedenkveranstaltung zum Holocaustgedenktag
am Fr 27. Jan.2023, 18 Uhr und anschl. ca. 18:30 Lichtbildervortrag
Eine Gemeinschaftsveranstaltung der Stadt Hann. Münden mit den Verei-
nen Erinnerung und Mahnung e.V. und Heimat- und Geschichtsverein
Sydekum.
Am 27.01.1945 erreichte die Rote Armee Auschwitz und befreite nur
noch etwa 7.000 Menschen aus den Stätten des unvorstellbaren
Leids. Auf der Erkenntnis, dass rund 6 Mio. Jüdinnen und Juden dem
Vernichtungswahn zum Opfer gefallen sind, sind allein dort 1.1 bis
1.5 Mio. Menschen umgekommen, davon ca. 90 % Menschen jüdi-
schen Glaubens. Der Umkehrschluss bedeutet jedoch, dass der
deutlich überwiegende Teil nicht in Auschwitz getötet wurde, son-
dern bei Massenerschießungen irgendwo im Osten, in Ghettos an
Krankheit und Unterernährung, oder in den speziellen Vernich-
tungslagern verstorben ist. Hierbei spielten die im heutigen Polen
liegenden Orte wie Belzec, Sobibor und Treblinka eine maßgebliche
Rolle. Die in Viehwagen zusammengepferchten Menschen wurden
als halbtote Fracht an den Rampen entladen und nach Beraubung
und Entkleidung direkt in die Gaskammern getrieben. Ab etwa 1943
sollten die Spuren des Verbrechens weitestgehend beseitigt werden,
so hat sich die in vielen tausend Abbildungen im kollektiven
Gedächtnis verankerte Lagerarchitektur, wie etwa von Auschwitz-
Birkenau oder Maidanek, bis auf geringe Spuren dort nicht erhalten.
Gedenken an der Stele
Die Stadt Hann. Münden, der Verein „Erinnerung & Mahnung“, sowie
der Heimat- und Geschichtsverein Sydekum laden ab 18 Uhr zum
Gedenken an der Stele an der Südseite des Rathauses ein. Erinnert
wird insbesondere an Frieda Wertheim: 1877 In Münden geboren,
geflohen nach Köln, weiter geflüchtet nach Amsterdam, dort aufge-
griffen und nachfolgend über das KZ Westerbork in das Vernich-
tungslager Sobibor deportiert und dort 1943 getötet.
Spurensuche in Polen
Im Sommer 2022 begab sich Archivar Stefan Schäfer mit dem
befreundeten Hans-Joachim Meyer im Rahmen einer organisierten
Fahrt auf Spurensuche ins heutige Ostpolen. Wie kann man an die-
sen Orten heute gedenken oder ist es nicht an der Zeit, sprichwört-
lich Gras über die Geschichte wachsen zu lassen? Was kann man an
Originalschauplätzen erfahren und dazulernen? Wie geht man in
Polen mit der Geschichte um? Fragen, um deren Beantwortung Ste-
fan Schäfer zu einem Bildvortrag ab ca. 18:30 Uhr in den Rittersaal
des Welfenschlosses einlädt. „Auch wenn einen die persönliche Ver-
antwortung nicht trifft, so kann Geschichte nicht einfach abgelegt,
geleugnet und nach der jeweils passenden Fasson umgedeutet wer-
den. Es ist auch unehrlich von Deutschen, Juden und Polen zu
sprechen und diesen jeweils die Täter- oder Opferrolle pauschal
zuzuschreiben. Geschichte braucht Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit.
Das monströse Verbrechen ging von Deutschland aus, es war 1933
für die wenigsten Menschen vorhersehbar und fand seinen
Abschluss in einen Weltkrieg, der 1945 endete. Die Befreiung von
Auschwitz vor 78 Jahren ist ein wichtiger Teil davon“, so Schäfer.
Am 06.04.2017 referierte unser Mitglied Holger Gruber (Stuttgart) in
seinem Vortrag „Neues vom alten Rathaus“ über jenes Gebäude,
das wiederholt einer umfassenden Sanierung unterzogen werden
musste. Abseits der häufig wiederholten Betrachtung des Gebäudes
im kunst- und baugeschichtlichen Kontext der Weserrenaissance,
standen archivarische Quellen und regelmäßige Besuche der
Baustelle im Vordergrund. Sicher entkräftet werden konnte die
häufig wiederholte Einschätzung, dass die Erweiterung des
Rathauses über den gotischen Kernbau hinaus, auf bislang
unbebautem Grund stattgefunden hatte. Ganz besonders
augenscheinlich wurde dieses anhand des durchgehenden
Mauerwerks belegt, das sich an der Nordfassade im unteren Drittel
ohne Baufuge in Richtung Ratsstube durchzieht. Die ab Sommer
1975 begonnene Neuverputzung des Rathauses hat die bis dato
rund 90 Jahre währende Steinsichtigkeit und die heutige Nach-
vollziehbarkeit am Bauwerk beseitigt. Ein weiterer wichtiger Beleg
für die vorherige Bebauung des für den Rathausumbau benötigten
Baugrunds findet sich deutlich im Baukostenbuch. Im Jahre 1603
wurden recht hohe Lohnkosten für den Abbruch der alten Gebäude
und des Ausheben der Baugrube für die neuen Kellergewölbe zur
heutigen Lotzestraße verausgabt. Abgebrochen wurde auch die
dortige Trinkstube des Rates.
Was war aber das Hauptmotiv für den Bau des neuen Rathauses?
Ein Schlüsselbeleg ist, dass das Baukostenbuch nicht den Bau des
Rat-hauses bezeichnet, sondern den eines Hochzeitshauses. Das
ausgehende 16. Jahrhundert bot einer städtischen Oberschicht,
einem vor allen aus dem Handel gespeisten Reichtum.
Standesgemäße Eheschließungen sollten diesen Wohlstand
repräsentieren, doch arteten die Feier-lichkeiten bisweilen
tumultartig aus. So schleppten Kinder und weniger Begüterte
Speisen und Getränke nach Hause. Diesem und anderen
Sittenverfall versuchte man, vor allem
nach einer Rüge des gesamten Rates
durch die herzogliche Regierung, mit
einem, auch den Reichtum und das
wachsende Selbstbewusstsein des
Rates ausdrückenden Baues eines
neuen Hochzeitshauses und dem
Erlass einer strengeren
Hochzeitsordnung gerecht zu werden.
Von Friedrich Weitmann zu Georg
Grossmann
Hinsichtlich des Baues vertraute sich
der Rat zunächst Friedrich Weitmann
an. Unter seiner Regie und unter
Anwerbung von Maurern aus dem
Voigtland wurde der Rathausumbau in
Angriff genommen und in großen Tei-
len bis 1603 mit dem Richtfest abge-
schlossen. Dann trat Georg Gross-
mann (auch Crossmann), in heutiger
Sprache ausgedrückt, als Architekt, Bauleiter und Generalunterneh-
mer für den Weiterbau auf. Ihm und seinem Sohn wird die
Neugestaltung der Nordfassade mit den Schmuckgiebeln zuge-
schrieben. Wenn auch die genauen Hintergründe der Neukonzep-
tion des Baues sich nicht erschließen lassen, so waren die Folgen
unmittelbar nach der Fertigstellung und auch in jüngster Zeit noch
spürbar. Auch wenn das Baukostenbuch 1609 geschlossen wurde,
sind noch erhebliche Kosten in den Kämmerei-rechnungen der Fol-
gejahre zu finden. Schon 1610 wurde das Tanzen im Hochzeitshaus
in der oberen Halle verboten. Grund waren fehlende Stützen in bei-
den Rathaushallen. 1619 wurden die beiden Hallen mit dem Ein-zug
zusätzlicher Stützen statisch gesichert. Vor allem wurden die Lasten
des komplexen Dachstuhls bis in jüngste Zeit nicht hinreichend auf
das Mauerwerk und die Stützkonstruktionen abgeleitet. Grossmann
stellte dem ursprünglich geplanten durchgehenden breiten Sattel-
dach, ein nördliches Quer-dach mit den fünf Zwerchhäusern
gegenüber. 1724 stürzte der mittlere Zier-giebel, samt seiner Figur
auf Marktplatz und dem Altan, den die Mündener als „die Grad“
bezeichneten. Neben den der Umgestaltung geschuldeten stati-
schen Kinderkrankheiten, gab es eine Fülle von Umbauten und An-
passungen an ge-änderte Nutzungsanforderungen, die fast jeder
Generation erhebliche Auf-wendungen für den baulichen Unterhalt
und die Sanierungen abforderten.
IBilder: Die allegorische Figur „Glaube“ vom Mittelgiebel der
Nordfassade. Das Bild der Sanierung des Jahres 1975 demonstriert
Handlungsbedarf. „RPR 1724“ deutet auf den Einsturz und den
Wiederaufbau des Giebels in diesem Jahr hin. Böse Zungen könnten
meinen: „1724 war der Glaube vom Rathaus abgefallen.“
Fotos: Gruber, Stadtarchiv
Text: Stefan Schäfer, Stadtarchivar
Zeitdaten zu Münden
1049 - Kaiser Heinrich III. hält sich in Gimundin auf und
urkundet hier (Hinweis auf einen Königshof, Lage
vermutlich im Bereich der Ägidienkirche).