Heimat- und Geschichtsverein
Sydekum zu Münden e.V.
Der Name verpflichtet.
Die erste Adresse für die Geschichte von Münden
Nehmen Sie Kontakt mit uns auf
+05541 956990 - besetzt nur während der Geschäftszeit jeden
2. und 4. Mittwoch im Monat von 10.00 bis 12.00 Uhr
Geschichtsverein Sydekum
Aktuelle
Veranstaltungen
und Hinweise
Auch in diesen schwierigen Corona-Pandemie-Zeiten
wollen wir unserem Auftrag nachkommen und die
Geschichte der Stadt Münden und deren Umfeld
erarbeiten und sie vermitteln.
Damit Sie immer über die Aktivitäten des
Geschichtsvereins Sydekum gut unterrichtet sind,
abonnieren Sie einfach unseren Informationsdienst
Sydekum. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir Sie unter
den Teilnehmer*innen unserer Veranstaltungen begrüßen
könnten.
Da sich die Veranstaltungsbestimmungen zur Pandemie-
Lage gebessert haben, starten wir wieder mit unserem
umfangreichen Programm.
Treten Sie unserem Verein bei und lernen Sie den Altkreis
Münden und uns kennen!
Wir freuen uns auf Sie!
Ihr Geschichtsverein Sydekum
Nächstes Vorhaben
„Die Feldbahn - eine in Deutschland aussterbende Eisenbahngat-
tung“
Besuch des Museums in Eichenberg am Samstag, den 11. Juni 2022, um
14 Uhr,
Thomas Tölle, Stadtheimatpfleger und Mitglied im Geschichtsverein
Sydekum
Geschichtliches
zum Rathaus
Aktuelles Vorhaben
Vortrag: „Geplante Unregelmäßigkeit – das Phänomen der
tanzenden Gassen in mittelalterlichen Städten“ am Do 19. Mai,
19:30 Uhr
Wir laden ein:
zu dem Vortrag in dem Rittersaal des Welfenschlosses. Der Eintritt ist frei.
Dieses erstaunliche Phänomen geschwungener Gassen und Baulinien,
fehlenden rechten Winkeln und Symmetrien ist bisher weder von
Stadtarchäologen noch Stadthistorikern aufgegriffen und thematisiert worden.
Der Vortragende Historiker, Herr Benno Bruggisser, eigens aus der Schweiz
angereist, wird mit seinem Vortrag die Frage beantworten, ob
Unregelmäßigkeit tatsächlich als Folge eines Planungsaktes verstanden werden
kann. Dazu wird er die Merkmale der unregelmäßigen Stadtplanung vorstellen
und an Beispielen erläutern. Anschließend fügt er die mittelalterliche
Stadtbauperiode in die damals herrschende philosophisch-religiös geprägte
Ästhetik ein, um Hinweise darauf zu geben, was die Städtebauer zu dieser
besonderen Bauweise motiviert haben könnte.
Am 06.04.2017 referierte unser Mitglied Holger Gruber (Stuttgart) in
seinem Vortrag „Neues vom alten Rathaus“ über jenes Gebäude,
das wiederholt einer umfassenden Sanierung unterzogen werden
musste. Abseits der häufig wiederholten Betrachtung des Gebäudes
im kunst- und baugeschichtlichen Kontext der Weserrenaissance,
standen archivarische Quellen und regelmäßige Besuche der
Baustelle im Vordergrund. Sicher entkräftet werden konnte die
häufig wiederholte Einschätzung, dass die Erweiterung des
Rathauses über den gotischen Kernbau hinaus, auf bislang
unbebautem Grund stattgefunden hatte. Ganz besonders
augenscheinlich wurde dieses anhand des durchgehenden
Mauerwerks belegt, das sich an der Nordfassade im unteren Drittel
ohne Baufuge in Richtung Ratsstube durchzieht. Die ab Sommer
1975 begonnene Neuverputzung des Rathauses hat die bis dato
rund 90 Jahre währende Steinsichtigkeit und die heutige Nach-
vollziehbarkeit am Bauwerk beseitigt. Ein weiterer wichtiger Beleg
für die vorherige Bebauung des für den Rathausumbau benötigten
Baugrunds findet sich deutlich im Baukostenbuch. Im Jahre 1603
wurden recht hohe Lohnkosten für den Abbruch der alten Gebäude
und des Ausheben der Baugrube für die neuen Kellergewölbe zur
heutigen Lotzestraße verausgabt. Abgebrochen wurde auch die
dortige Trinkstube des Rates.
Was war aber das Hauptmotiv für den Bau des neuen Rathauses?
Ein Schlüsselbeleg ist, dass das Baukostenbuch nicht den Bau des
Rat-hauses bezeichnet, sondern den eines Hochzeitshauses. Das
ausgehende 16. Jahrhundert bot einer städtischen Oberschicht,
einem vor allen aus dem Handel gespeisten Reichtum.
Standesgemäße Eheschließungen sollten diesen Wohlstand
repräsentieren, doch arteten die Feier-lichkeiten bisweilen
tumultartig aus. So schleppten Kinder und weniger Begüterte
Speisen und Getränke nach Hause. Diesem und anderen
Sittenverfall versuchte man, vor allem nach einer Rüge des
gesamten Rates durch die herzogliche Regierung, mit einem, auch
den Reichtum und das wachsende Selbstbewusstsein des Rates
ausdrückenden Baues eines neuen Hochzeitshauses und dem
Erlass einer strengeren Hochzeitsordnung gerecht zu werden.
Von Friedrich Weitmann zu Georg Grossmann
Hinsichtlich des Baues vertraute sich der Rat zunächst Friedrich
Weitmann an. Unter seiner Regie und unter Anwerbung von Mau-
rern aus dem Voigtland wurde der Rathausumbau in Angriff
genommen und in großen Teilen bis 1603 mit dem Richtfest abge-
schlossen. Dann trat Georg Grossmann (auch Crossmann), in
heutiger Sprache ausgedrückt, als Architekt, Bauleiter und General-
unternehmer für den Weiterbau auf. Ihm und seinem Sohn wird die
Neugestaltung der Nordfassade mit den Schmuckgiebeln zuge-
schrieben. Wenn auch die genauen Hintergründe der Neukonzep-
tion des Baues sich nicht erschließen lassen, so waren die Folgen
unmittelbar nach der Fertigstellung und auch in jüngster Zeit noch
spürbar. Auch wenn das Baukostenbuch 1609 geschlossen wurde,
sind noch erhebliche Kosten in den Kämmerei-rechnungen der Fol-
gejahre zu finden. Schon 1610 wurde das Tanzen im Hochzeitshaus
in der oberen Halle verboten. Grund waren fehlende Stützen in bei-
den Rathaushallen. 1619 wurden die beiden Hallen mit dem Ein-zug
zusätzlicher Stützen statisch gesichert. Vor allem wurden die Lasten
des komplexen Dachstuhls bis in jüngste Zeit nicht hinreichend auf
das Mauerwerk und die Stützkonstruktionen abgeleitet. Grossmann
stellte dem ursprünglich geplanten durchgehenden breiten Sattel-
dach, ein nördliches Quer-dach mit den fünf Zwerchhäusern
gegenüber. 1724 stürzte der mittlere Zier-giebel, samt seiner Figur
auf Marktplatz und dem Altan, den die Mündener als „die Grad“
bezeichneten. Neben den der Umgestaltung geschuldeten stati-
schen Kinderkrankheiten, gab es eine Fülle von Umbauten und An-
passungen an ge-änderte Nutzungs-
anforderungen, die fast jeder
Generation erhebliche Auf-wendun-
gen für den baulichen Unterhalt und
die Sanierungen abforderten.
IBilder: Die allegorische Figur „Glaube“
vom Mittelgiebel der Nordfassade.
Das Bild der Sanierung des Jahres
1975 demonstriert Handlungsbedarf.
„RPR 1724“ deutet auf den Einsturz
und den Wiederaufbau des Giebels in
diesem Jahr hin. Böse Zungen
könnten meinen: „1724 war der
Glaube vom Rathaus abgefallen.“
Fotos: Gruber, Stadtarchiv
Text: Stefan Schäfer, Stadtarchivar
Zeitdaten zu Münden
Nach 800 Gemundi (Gimundi) als dörfliche Ansiedlung
(villa) von Bischof Erkanbert von Minden mit 3
weiteren Ansiedlungen, u.a. Hilwartshausen, dem
Kloster Fulda geschenkt