Heimat- und Geschichtsverein
Sydekum zu Münden e.V.
Der Name verpflichtet.
Die erste Adresse für die Geschichte von Münden
Nehmen Sie Kontakt mit uns auf
+05541 956990 - besetzt nur während der Geschäftszeit jeden
2. und 4. Mittwoch im Monat von 10.00 bis 12.00 Uhr
Geschichtsverein Sydekum
Aktuelle
Veranstaltungen
und Hinweise
Damit Sie immer über die Aktivitäten des Geschichtsver-
eins Sydekum gut unterrichtet sind, abonnieren Sie
einfach unseren Informationsdienst Sydekum. Wir wür-
den uns sehr freuen, wenn wir Sie unter den
Teilnehmer*innen unserer Veranstaltungen begrüßen
könnten.
Treten Sie unserem Verein bei und lernen Sie den Altkreis
Münden und uns kennen!
Wir freuen uns auf Sie!
Ihr Geschichtsverein Sydekum
Nächstes Vorhaben
Geschichtswerkstatt „schau dich um“
Samstag, 13. Mai, Besuch bei der Bürgergemeinschaft Hann. Münden und
einige ihrer Baustellen
Geschichtliches
zum Rathaus
Aktuelles Vorhaben
Exkursion: Die Region Witzenhausen erleben!
am Sa. 22. Apr.2023, 11:15 Uhr; Abfahrt vor der Geschäftsstelle des Ver-
eins in der Böttcherstr. Der Verein empfiehlt die Bildung von Fahrgemein-
schaften.
1. Besichtigung der Privatbrauerei Schinkel in Witzenhausen
Die erste Station wird die Privatbrauerei Schinkels
Brauhaus sein, die in den Jahren 2019 und 2022
bedeutende Investitionen getätigt hat. Die Produkti-
onskapazität konnte zunächst von 2.000 hl auf nun-
mehr 4.000 hl an einem neuen Standort ausgebaut
werden. Ähnlich wie im Mündener Ratsbrauhaus,
begann man auch in Witzenhausen mit einer kleinen
Gaststättenbrauerei. Während landauf, landab Braue-
reien schließen, der Absatz stagniert, geht man hier
den konsequenten Weg als Hessens erste Bio-Brauerei
mit der Verfeinerung des Bieres zu Brau-Spezialitäten.
Die Besichtigung beginnt um 12 Uhr in der Brauerei, Am Sande 9 in Wit-
zenhausen.
Die Kosten für die Verkostung von 10,00 € pro Person sind vor Ort zu ent-
richten.
2. Besuch des Kirschblütenfestes
in Unterrieden.
Im Anschluss, ab ca. 14 Uhr,
besteht die Möglichkeit das Kirsch-
blütenfest der Absatzgenossen-
schaft Unterrieden, Ludwigstein-
straße 6, zu besuchen.
Wahrscheinlich werden an diesem Wochenende die Kirschen das Werra-
land in eine blühende weiße Landschaft verwandeln. „Wolfgangs
Obstgarten“ steht offen. Auf dem Markt können Setzlinge von Kirschbäu-
men neben weiteren regionalen Spezialitäten erworben werden.
Gegen 15:30 Uhr wollen wir die Weiterfahrt antreten.
3. Besuch des Schlosses Ermschwerd, Witzenhäuser Landstraße 1.
Das Gutshaus derer von Butlar,
das ab 1551 entstand, ist ein impo-
santes Bauwerk, dessen Außen-
fassade gegenwärtig saniert wird.
Einem massiven Untergeschoss in
Sandstein, folgen zwei Oberge-
schosse in Fachwerkbauweise. Im
Rahmen einer kleinen Führung
haben wir die Gelegenheit den
Festsaal zu besichtigen und auf die
Geschichte dieses Adelssitzes bis zur gegenwärtigen Nutzung zu blicken.
Gegen 17 Uhr erreichen wir wieder Hann. Münden.
Am 06.04.2017 referierte unser Mitglied Holger Gruber (Stuttgart) in
seinem Vortrag „Neues vom alten Rathaus“ über jenes Gebäude,
das wiederholt einer umfassenden Sanierung unterzogen werden
musste. Abseits der häufig wiederholten Betrachtung des Gebäudes
im kunst- und baugeschichtlichen Kontext der Weserrenaissance,
standen archivarische Quellen und regelmäßige Besuche der
Baustelle im Vordergrund. Sicher entkräftet werden konnte die
häufig wiederholte Einschätzung, dass die Erweiterung des
Rathauses über den gotischen Kernbau hinaus, auf bislang
unbebautem Grund stattgefunden hatte. Ganz besonders
augenscheinlich wurde dieses anhand des durchgehenden
Mauerwerks belegt, das sich an der Nordfassade im unteren Drittel
ohne Baufuge in Richtung Ratsstube durchzieht. Die ab Sommer
1975 begonnene Neuverputzung des Rathauses hat die bis dato
rund 90 Jahre währende Steinsichtigkeit und die heutige Nach-
vollziehbarkeit am Bauwerk beseitigt. Ein weiterer wichtiger Beleg
für die vorherige Bebauung des für den Rathausumbau benötigten
Baugrunds findet sich deutlich im Baukostenbuch. Im Jahre 1603
wurden recht hohe Lohnkosten für den Abbruch der alten Gebäude
und des Ausheben der Baugrube für die neuen Kellergewölbe zur
heutigen Lotzestraße verausgabt. Abgebrochen wurde auch die
dortige Trinkstube des Rates.
Was war aber das Hauptmotiv für den Bau des neuen Rathauses?
Ein Schlüsselbeleg ist, dass das Baukostenbuch nicht den Bau des
Rat-hauses bezeichnet, sondern den eines Hochzeitshauses. Das
ausgehende 16. Jahrhundert bot einer städtischen Oberschicht,
einem vor allen aus dem Handel gespeisten Reichtum.
Standesgemäße Eheschließungen sollten diesen Wohlstand
repräsentieren, doch arteten die Feier-lichkeiten bisweilen
tumultartig aus. So schleppten Kinder und weniger Begüterte
Speisen und Getränke nach Hause. Diesem und anderen
Sittenverfall versuchte man, vor allem
nach einer Rüge des gesamten Rates
durch die herzogliche Regierung, mit
einem, auch den Reichtum und das
wachsende Selbstbewusstsein des
Rates ausdrückenden Baues eines
neuen Hochzeitshauses und dem
Erlass einer strengeren
Hochzeitsordnung gerecht zu werden.
Von Friedrich Weitmann zu Georg
Grossmann
Hinsichtlich des Baues vertraute sich
der Rat zunächst Friedrich Weitmann
an. Unter seiner Regie und unter
Anwerbung von Maurern aus dem
Voigtland wurde der Rathausumbau in
Angriff genommen und in großen Tei-
len bis 1603 mit dem Richtfest abge-
schlossen. Dann trat Georg Gross-
mann (auch Crossmann), in heutiger
Sprache ausgedrückt, als Architekt, Bauleiter und Generalunterneh-
mer für den Weiterbau auf. Ihm und seinem Sohn wird die
Neugestaltung der Nordfassade mit den Schmuckgiebeln zuge-
schrieben. Wenn auch die genauen Hintergründe der Neukonzep-
tion des Baues sich nicht erschließen lassen, so waren die Folgen
unmittelbar nach der Fertigstellung und auch in jüngster Zeit noch
spürbar. Auch wenn das Baukostenbuch 1609 geschlossen wurde,
sind noch erhebliche Kosten in den Kämmerei-rechnungen der Fol-
gejahre zu finden. Schon 1610 wurde das Tanzen im Hochzeitshaus
in der oberen Halle verboten. Grund waren fehlende Stützen in bei-
den Rathaushallen. 1619 wurden die beiden Hallen mit dem Ein-zug
zusätzlicher Stützen statisch gesichert. Vor allem wurden die Lasten
des komplexen Dachstuhls bis in jüngste Zeit nicht hinreichend auf
das Mauerwerk und die Stützkonstruktionen abgeleitet. Grossmann
stellte dem ursprünglich geplanten durchgehenden breiten Sattel-
dach, ein nördliches Quer-dach mit den fünf Zwerchhäusern
gegenüber. 1724 stürzte der mittlere Zier-giebel, samt seiner Figur
auf Marktplatz und dem Altan, den die Mündener als „die Grad“
bezeichneten. Neben den der Umgestaltung geschuldeten stati-
schen Kinderkrankheiten, gab es eine Fülle von Umbauten und An-
passungen an ge-änderte Nutzungsanforderungen, die fast jeder
Generation erhebliche Auf-wendungen für den baulichen Unterhalt
und die Sanierungen abforderten.
IBilder: Die allegorische Figur „Glaube“ vom Mittelgiebel der
Nordfassade. Das Bild der Sanierung des Jahres 1975 demonstriert
Handlungsbedarf. „RPR 1724“ deutet auf den Einsturz und den
Wiederaufbau des Giebels in diesem Jahr hin. Böse Zungen könnten
meinen: „1724 war der Glaube vom Rathaus abgefallen.“
Fotos: Gruber, Stadtarchiv
Text: Stefan Schäfer, Stadtarchivar
Zeitdaten zu Münden
1049 - Kaiser Heinrich III. hält sich in Gimundin auf und
urkundet hier (Hinweis auf einen Königshof, Lage
vermutlich im Bereich der Ägidienkirche).